„Ich hab keine Kinder und das ist kein Notfall, sondern Absicht“: Wie eine Frau sich vom Erwartungsdruck befreit
Berlin – Sie ist 40, erfolgreich im Beruf, lebt in einer festen Beziehung – und will keine Kinder. Für manche immer noch ein Tabubruch, für Anna L. eine bewusste Lebensentscheidung. „Ich habe nie den Wunsch verspürt, Mutter zu werden“, sagt sie. „Und das macht mich nicht weniger vollständig.“
In einer Gesellschaft, in der Mutterschaft noch immer als selbstverständlich oder gar als Pflicht gesehen wird, stoßen kinderfreie Frauen häufig auf Unverständnis – oder sogar Kritik. „Mir wurde schon gesagt, ich sei egoistisch oder würde es irgendwann bereuen“, erzählt Anna. „Aber warum ist es egoistisch, sein eigenes Leben nach seinen eigenen Werten zu gestalten?“
Tatsächlich entscheiden sich immer mehr Frauen bewusst gegen Kinder. Laut Statistischem Bundesamt bleibt mittlerweile jede fünfte Frau in Deutschland kinderlos – Tendenz steigend. Die Gründe sind vielfältig: persönliche Freiheit, finanzielle Sicherheit, berufliche Ziele, der Wunsch nach Unabhängigkeit – oder einfach das fehlende Bedürfnis nach einem Leben mit Kind.
„Ich möchte reisen, schreiben, mich weiterentwickeln. Ich liebe meine Nichten und Neffen, aber ich habe nie das Gefühl, etwas zu verpassen“, sagt Anna. Ihre biologische Uhr? „Hat nie getickt.“
Doch während Männer für ein kinderfreies Leben oft kaum kritisiert werden, stehen Frauen wie Anna unter gesellschaftlichem Druck. Die Frage „Und? Wann ist es bei euch so weit?“ begleitet viele durch die Dreißiger und darüber hinaus – als wäre Elternschaft der natürliche Endpunkt jeder Biografie.
Anna möchte mit ihrer Offenheit auch anderen Frauen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen – mit oder ohne Kinder. „Es geht nicht darum, Mutterschaft schlechtzureden“, betont sie. „Aber darum, dass es mehr als einen richtigen Lebensentwurf gibt.“