„Alles was zählt“ Simone soll vor Gericht eine krasse Aussage machen – Ein Funke der alles verändert!
Die stickige Luft im Gerichtssaal scheint förmlich von der Schwere des Urteils über Jenny Albrecht (Kaja Schmidt-Tychsen) durchdrungen. Jeder geflüsterte Satz, jede besorgte Miene der Anwesenden trägt zur beklemmenden Atmosphäre bei. Die unausweichliche Frage hängt wie ein Damoklesschwert über allem: Hat Jenny wirklich die eiskalte Berechnung besessen, das Leben ihres untreuen Ehemannes Justus Albrecht auszulöschen? Und das womöglich in Komplizenschaft mit ihrem neuen Partner Ingo Zadek?
Die Staatsanwaltschaft ist von ihrer Theorie überzeugt. Für sie ist der Fall glasklar: Jenny und Ingo haben gemeinsam einen perfiden, tödlichen Plan geschmiedet. Der verheerende Brand, der Justus das Leben kostete, war kein tragischer Unfall, kein Ausbruch emotionaler Verzweiflung, sondern ein vorsätzlicher Mord. Sollte das Gericht dieser Version folgen, drohen Jenny viele Jahre hinter Gittern, möglicherweise sogar Jahrzehnte, die ihr Leben für immer verändern würden.
In einer gespenstischen Pause der Verhandlung, in der sich der Gerichtssaal in eisiges Schweigen hüllt, sucht Ingo (André Dietz) verzweifelt das Gespräch mit Jennys Mutter Simone Steinkamp (Tatjana Clasing). In seinen Augen lodert ein verzweifelter Mix aus Wut, tiefer Sorge und quälender Hilflosigkeit. “Du musst etwas tun”, flüstert er eindringlich, seine Stimme zittert leicht. “Wenn du sie liebst, dann rette sie. Du bist die Einzige, die das noch kann.”
Simone steht wie versteinert, innerlich zerrissen. Sie hat bereits vor Gericht ausgesagt und in ihrem Zeugenstand offenbart, dass sie es war, die Jenny mit einer perfiden Intrige in die Enge getrieben hat. Eine manipulative Lüge, ein kaltblütiger Schachzug, der ihre eigene Tochter an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Die Brandstiftung an der Eishalle, so Simones Aussage, sei eine Kurzschlussreaktion gewesen, ausgelöst durch den immensen emotionalen Druck, unter dem Jenny stand.
Doch nagende Zweifel zerfleischen Simones Inneres. Mutterliebe und quälende Schuldgefühle kämpfen einen erbitterten Kampf in ihrer Seele. Sie spürt instinktiv, dass sie mehr tun muss, als sie bisher getan hat. Aber was bleibt ihr noch? Ihre Worte vor Gericht waren ehrlich und aufrichtig, doch sie scheinen nicht auszureichen, um Jennys Unschuld zweifelsfrei zu beweisen und das Gericht von einer anderen Version der Ereignisse zu überzeugen.
In einem letzten verzweifelten Versuch, die Wahrheit ans Licht zu bringen und einen Ausweg für ihre Tochter zu finden, sucht Simone Jennys Anwalt auf: Kilian Reichenbach. Er ist bekannt für seine Klugheit, seine immense Erfahrung vor Gericht und sein tiefes Verständnis für die grausamen Mechanismen des Justizsystems. In seinem Büro herrscht ein gedämpftes, fast andächtiges Licht. Akten stapeln sich auf den Regalen wie stumme Zeugen unzähliger Schicksale, die er bereits begleitet hat. Simone blickt ihn mit flehenden Augen an, Tränen glänzen auf ihren Wangen. “Sagen Sie mir die Wahrheit”, fleht sie ihn an. “Gibt es noch Hoffnung für meine Tochter?”
Kilian zögert einen Moment, seine Miene ist ernst und nachdenklich. Dann nickt er langsam, seine Augen fixieren Simones verzweifeltes Gesicht. “Ja, es gibt einen Weg. Aber er ist hart, sehr hart.” Er erklärt Simone präzise und ohne Umschweife, was getan werden müsste, um das Blatt im Gerichtssaal möglicherweise doch noch zu wenden.
Simones Aufgabe wäre es, ein weiteres Mal vor Gericht auszusagen. Doch diesmal nicht als reumütige Mutter, die einen Fehler eingesteht, sondern in einer völlig neuen, erschütternden Rolle: als ein rücksichtsloses, manipulatives Elternteil, das bereit war, über Leichen zu gehen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Sie müsste sich vor dem Gericht in einem Licht präsentieren, das ihr jede Würde raubt, jedes Bild einer liebenden und fürsorglichen Mutter auf grausame Weise zerstört. Das Gericht müsste die Überzeugung gewinnen, dass Jenny kein freier Mensch war, sondern ein willenloses Opfer ihrer dominanten und manipulativen Mutter – getrieben von tief verwurzelter Angst, erdrückenden Schuldgefühlen und einer ungesunden Abhängigkeit.
“Wenn Sie das tun”, sagt Kilian leise, seine Worte hallen in der stillen Atmosphäre des Büros nach, “könnte das den entscheidenden Unterschied machen. Es könnte den Verdacht des Mordes in Richtung fahrlässige Brandstiftung verschieben. Es könnte bedeuten, dass Ihre Tochter nicht Jahrzehnte im Gefängnis verbringen muss.”
Simone sitzt da, stumm und in sich gekehrt. Die unmenschliche Entscheidung, die vor ihr liegt, wiegt schwer auf ihren Schultern. Soll sie sich selbst opfern, ihren Ruf für immer zerstören, ihre eigene Wahrheit auf schmerzhafte Weise verleugnen, um ihre Tochter vor dem Gefängnis zu retten? Aber ist das nicht genau das, was eine Mutter in ihrer tiefsten Verzweiflung tun würde, wenn es um das Leben und die Freiheit ihres Kindes geht?
Draußen zieht ein unheilvoller Sturm auf. Dunkle Wolken verhüllen den Himmel, und der Regen prasselt unaufhörlich gegen die grauen Scheiben des Gerichtsgebäudes, als würde die Welt selbst um Erlösung flehen. Simone schließt die Augen, eine tiefe innere Zerrissenheit durchfährt sie. Doch in ihrem Innersten, jenseits aller Zweifel und Ängste, weiß sie, was sie tun wird. Und sie weiß auch, dass es danach kein Zurück mehr geben wird. Denn manchmal braucht es nur einen einzigen Funken, um alles zu zerstören – aber vielleicht, nur vielleicht, kann genau dieser Funke auch den Weg zur Wahrheit erhellen und Jennys Schicksal doch noch zum Guten wenden.