Alles was zählt

„Alles was zählt“Silvan Pierre Leirich überwand Alkoholprobleme und rät: „Schmerz nie betäuben“

Schauspieler Silvan-Pierre Leirich 2024

Silvan-Pierre Leirich hat mit EXPRESS.de über die „Volljährigkeit“ seiner Soap „Alles was zählt“, verpasste Chancen und darüber, wie er Alkohol und Cannabis den Rücken kehrte, gesprochen.

Ein taffer Typ, der in seinem Leben schon alle Höhen und Tiefen durchgelebt hat: Das ist Richard Steinkamp, Teilhaber von „Steinkamp Sport- und Wellness“ in Essen – und das ist der Mann, den Serien-Liebling Silvan-Pierre Leirich (63) zur Rolle seines Lebens gemacht hat.

Leirich spielt ihn seit 18 Jahren – seit der ersten Folge der RTL-Seifenoper „Alles was zählt“ (hatte am 4. September 2006 Premiere, seitdem über 4500 Folgen). Das sind zwei Gründe für ein ganz besonderes großes EXPRESS.de-Interview: Eine Serie und eine Rolle werden volljährig.

„Alles was zählt“: Silvan-Pierre Leirich liebt „großartigen Zirkus“
„Alles was zählt“ wird 18. Wenn Sie eine Gratulationskarte schicken wollten, was würden Sie schreiben?

Silvan-Pierre Leirich: Gratuliere zur Volljährigkeit! Mach weiter so mit diesem schönen, großartigen Zirkus! Mit Zirkus meine ich allerdings nicht die Darstellung, sondern das ganze Drumherum. Bei uns herrscht meist übersprudelnde Laune, wir verstehen uns gut und haben Freude an der Arbeit.

Als Sie starteten, waren alle sehr skeptisch. Es hieß, eine weitere Soap neben „GZSZ“ werde nie klappen. Wie war es bei Ihnen?

Silvan-Pierre Leirich: Ich habe auch voller Überzeugung gesagt: „Ich mache das nur zwei Jahre. Dann ist Schluss. Egal, wie es mit der Serie weitergeht.“ Doch ich bin dabeigeblieben. Der Job hat mir von Anfang an so gut gefallen. Ich mochte meine Rolle, die Arbeitsbedingungen, meine Kollegen. Für mich stand schnell fest, dass ich dableibe, solange es geht.

 

Schauspieler in einer Soap war damals nicht der beliebteste Job, viele wurden mit Hohn übergossen …

Silvan-Pierre Leirich: Ja, das war eine Zeit lang so. Ich war auch nicht frei davon und habe behauptet, ich mache nie eine Soap. Ich habe es dann doch gemacht, und das hat mir gutgetan.

Können Sie sich vorstellen, noch weitere 18 Jahre dabei zu sein?

Silvan-Pierre Leirich: Das weiß ich noch nicht. Ich habe noch ein paar andere Sachen vor, die ich gern machen oder weitermachen möchte. Ich habe z. B. gerade ein Kinderbuch geschrieben, zehn verschiedene Kurzgeschichten, die alle einen sozialen und sehr empathischen Aspekt haben. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Verlag.

Was sollte Ihr Richard noch erleben, was würden Sie ihm gönnen?

Silvan-Pierre Leirich: Eine Kreuzfahrt durch die Karibik auf einem Segelboot – das müsste natürlich vor Ort gedreht werden, damit ich auch was davon habe.

Sie sagen, Sie lieben Ihre Rolle in der RTL-Soap. Was ist daran so besonders?

Silvan-Pierre Leirich: Richard ist auf der einen Seite gewiefter Geschäftsmann, er kann sehr durchtrieben und hart sein. Aber er hat auch eine sehr sensible Seite, dann wird er weich und mitfühlend, manchmal ist er tapsig und ungeschickt. Diese Vielschichtigkeit, diese Ambivalenz hat mich gereizt. Das ist keine Rolle à la „Harry, hol mal den Wagen“ oder „Haben Sie letzte Nacht einen Schuss gehört?“, sondern es sind sehr unterschiedliche, dramatische Szenen. Mal komödiantisch, mal dramatisch, mal tragisch. Das finde ich sehr schön.

Was davon spielen Sie am liebsten?

Silvan-Pierre Leirich: Ich halte mich für einen weichen, gutmütigen Menschen ohne Tendenz, bösartig zu sein. Daher ist es nicht schlecht, mal was Böses auszuprobieren, durchtrieben zu sein.

 

Silvan-Pierre Leirich und Tatjana Clasing in „Alles was zählt“ 2012.

Wenn man in so vielen Folgen dabei ist, macht man wahrscheinlich mal was, was man im Nachhinein nicht so toll findet. Kennen sie das auch?

Silvan-Pierre Leirich: Natürlich gibt es solche Szenen. Ich spiele z. B. immer sehr gern komödiantisch. Wenn man mich lässt, kann es sein, dass ich das übertreibe, ohne dass ich es beim Spielen merke. Dann denke ich manchmal danach: „Um Gottes willen, das war wirklich zu viel. Das ist richtig clownesk“. Da gibt es die eine oder andere Szene, in der das festzustellen ist.

An welche „Alles was zählt“-Episode denken Sie gern?

Silvan-Pierre Leirich: Es gab eine Geschichte, in der bei meiner Serien-Ehefrau Simone ein Gehirntumor vermutet wurde – was nur eine Zyste war. Tatjana Clasing, meine großartige Partnerin, spielte das so intensiv und authentisch, dass ich unglaublich mitziehen konnte. Diese Szenen sind für mich ein Serien-Highlight.

Silvan Pierre Leirich: An Kölnern mag ich die Freundlichkeit
Könnte Richard Ihr Freund sein?

Silvan-Pierre Leirich: Ein richtiger Freund? Das weiß ich nicht. Aber wir würden uns gut verstehen. Ein Treffen bei einem alkoholfreien Bier oder einem Cappuccino wäre immer drin. Ich denke, wir könnten uns gut unterhalten.

Soap-Schauspieler haben immer eng getaktete Terminkalender. Haben Sie noch Zeit für andere Rollen?

Silvan-Pierre Leirich: Das wird immer schwieriger. Ich hatte letztes Jahr einen tollen Anruf: Kannst du in drei Wochen in Namibia sein? Wir drehen da einen großen Film und haben eine schöne Rolle für dich! Ging natürlich nicht, für die nächsten Serien-Wochen war schon alles festgelegt.

Mit dem Beginn der Dreharbeiten zu „Alles was zählt“, wurden Sie Kölner. War Köln eine gute Wahl?

Silvan-Pierre Leirich: Das war vom ersten Tag an total in Ordnung. Aber ich habe schon an vielen Orten gelebt, und weiß inzwischen, dass ich überall klarkomme. Wichtig sind mir vor allem die Menschen, die ich treffe, mit denen ich leben muss. Mir ist gleich an meinen ersten Kölner Tagen die Freundlichkeit der Menschen hier aufgefallen. Eine gute Basis für eine wunderbare gemeinsame Zukunft

Silvan-Pierre Leirich und Horst Stellmacher Talk Sonntag-EXPRESS

Lassen Sie uns bitte mal zurückschauen: Wie haben Ihre Eltern reagiert, als Sie ihnen sagten, dass Sie Schauspieler werden wollen?

Silvan-Pierre Leirich: Meine Mutter stand dem Plan erst sehr skeptisch gegenüber. Sie hatte bis dahin davon geträumt, dass ich Bildender Künstler werden würde, weil ich so gut zeichnen konnte. Das änderte sich dann schnell, als ich in Ulm erste Erfolge hatte. Sie kam fast zu jeder Premiere aus Hannover.

Sie hatten große Erfolge als Theater-Schauspieler. An welche Rolle denken Sie besonders gern?

Silvan-Pierre Leirich: An eine etwas kleinere, den jungen Cato in Shakespeares Julius Caesar, 1992 bei den Salzburger Festspielen. Regisseur war Peter Stein, damals der Theatergott schlechthin. Ich stand mit wunderbaren, sehr berühmten Kollegen auf der Bühne – unter anderem mit Martin Benrath und Gert Voss.

Sie hatten mal mit Alkohol-Problemen zu kämpfen. Wie sind Sie davon weggekommen?

Silvan-Pierre Leirich: Ich hatte abrupt von heute damit aufgehört, als ich Angst bekam, ich würde mich zu sehr von Substanzen abhängig machen. Ich hatte sofort bewusst mein ganzes Leben geändert, mir einen ganz anderen Lebensstil angeeignet, einen der mir sehr guttat und immer noch guttut. Ich führe jetzt ein wertorientiertes Leben, meditiere viel, treibe Sport. Lebensqualität ist für mich was Inneres, es ist mir wichtig, mit mir selbst im Reinen zu sein.

Sie waren auch mal in der Kiffer-Welt zu Hause …

Silvan-Pierre Leirich: Ja, es gab eine Zeit, in der ich zu viel gekifft hatte. Aber auch damit habe ich nichts mehr am Hut.

Sind Sie für oder gegen die Freigabe von Cannabis?

Silvan-Pierre Leirich: Klar, wer heute Cannabis möchte, besorgt es sich – ob freigegeben oder nicht. Da wird nicht viel dran zu ändern sein. Trotzdem: Bevor es freigegeben worden wurde, hätte es eine größere, fundiertere Aufklärung darüber geben müssen. Cannabis gilt bei den meisten als leichte Droge. Aber ich finde, sie wird unterschätzt.

Bei diesen Erfahrungen im Leben  – was ist Ihr Lebensmotto?

Silvan-Pierre Leirich: Gerade die harten Zeiten und privaten Tragödien lassen einen wachsen und stark werden. Voraussetzung dafür: niemals aufgeben und den Schmerz nicht betäuben! Dann steht einer positiven Veränderung nichts mehr im Weg!

Silvan-Pierre Leirich: großer Held auf großen Bühnen

Silvan-Pierre Leirich (geboren am 21. November 1960 in Hannover) machte von 1981 bis 1984 seine Schauspielerausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Anschließend spielte er Theater, unter anderem in Ulm, Basel, Wiesbaden, Dortmund und bei den Salzburger Festspielen. Während seiner Dortmunder Zeit war er Nachrichtensprecher für einen lokalen Radiosender.

Seit 2006, dem Start der Serie, ist er bei „Alles was zählt“ dabei (13 Prozent Marktanteil beim Publikum von 14 bis 49 Jahren). 2007 veröffentlichte er das Album „Diamantentränen“. Er lebt in Trennung von der italienischen Schauspielerin Barbara Ricci (52). Die beiden haben einen Sohn (Jazzpianist) und eine Tochter (Psychologie-Studentin). Er lebt in Köln.

Source: https://edition.cnn.com/
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